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Bildbearbeitung

Heute möchte ich euch ein wenig zum Thema Bildbearbeitung erzählen. Genauer gesagt, wie ich meine Bilder bearbeite. Es geht dabei nicht nur um den Stil, sondern auch um den Auswahlprozess.

Auswahl der Bilder

Wenn ich von einer 8h Hochzeit nach Hause komme – dies ist nur ein Beispiel – habe ich ungefähr 1600-2000 Male auf den Auslöser gedrückt. Das ist verdammt oft und das sind verdammt viele Bilder. Diese werden erst mal von der SD-Karte auf einer externen Festplatte gesichert. Dabei kommen ungefähr 4 SD-Karten a 64GB zum Einsatz. Das Sichern und erstellen der Ordner dauert insgesamt schon mal fast 1,5h mit allem drum und dran. Ich fotografiere generell in RAW und JPG und sichere die Daten während des Aufnahmeprozesses auf einer zweiten SD-Karte als Backup. Falls mal eine kaputt gehen sollte. Daher habe ich bei der Wahl meiner Kamera auf eine Kamera mit 2 Kartenslots geachtet.

Nach dem Sichern importiere ich alle Bilder in Lightroom und lasse die Smartpreviews erstellen. Das dauert einige Stunden. In der Zeit gehe ich anderen Tätigkeiten nach, weil das Programm alleine vor sich hinrattert. Danach fange ich mit der Auswahl an. Ich will euch jetzt nicht langweilen mit Einzelheiten, aber nur soviel, dass der Auswahl-Prozess mehrere Stunden dauert. Dabei achte ich darauf, dass die Menschen für mich in einem schönen Moment getroffen sind und dass ich das Paar, alle Schlüsselmomente, Gäste und Details in ausreichender Menge und Perspektiven in der Auswahl habe. Unscharfe und doppelte Fotos oder wo jemand schlecht getroffen ist, werden gleich aussortiert. So kommt es auch, dass ich z.b. vom Ringtausch 2-3 Fotos ausliefere. Eines in Farbe, eines in schwarz-weiß, eines in Hochkant. 

Im Schnitt liefere ich dann ca. 50 gelungene Fotos pro Stunde aus.  Bei einer 8h-Hochzeit also ca. 400 Fotos. Wenn es viele Gäste sind oder beim Brautpaarshooting viele tolle Fotos entstanden sind, werden es auch mehr. Dann fange ich mit der Bearbeitung an. Grundoptimierung (Einstellen meines Presets), Korrektur von Weissabgleich und Belichtung, Begradigung, Beschnitt, Dodge and Burn, Körnung und passendes Schärfen. Zum Schluss noch die Beauty-Retusche der schönsten Portraits. Dodge and Burn ist übrigens das Abdunklen von zu hellen Bildbereichen und das Aufhellen von zu dunklen Bildbereichen.

Für die Nacharbeit einer 8h Hochzeit gehen also mindestens insgesamt noch mal 24-32h drauf. Macht für eine 8h-Hochzeit mindestens 40h Aufwand. Keiner möchte die Jpgs aus der Kamera haben. Dabei entwickle ich die Fotos in einem Programm, das heißt Lightroom. Das ist quasi die Dunkelkammer in Zeiten der Digitalen Fotografie.

Bildlook

Das Thema Bildlook ist ein vielfach und oft diskutiertes Thema in der Hochzeitsfotografie. Da ich ja schon seit jeher mit dem Fuji-System fotografiere, sind meine Bilder von Natur aus schon farbiger und kontrastreicher. Es wäre etwas schwieriger für mich, einen hellen und pastelligen Bildstil (bright and airy) zu entwickeln. Ich mag aber auch eher gerne den etwas dunkleren, satten und kontrastreichen Bildstil. Dementsprechend bearbeite ich meine Bilder auch so.

Ich würde meinen Bildstil also als mitteldunkel, kontrastreich mit satten Farben bezeichnen. Teilweise auch etwas moody. Wenn es in der Natur oder der Location schon dunkel ist, dann sehen auch die Bilder dunkel aus. Ich ziehe dann nicht den Helligkeitregler nach oben, weil es eben auch sonst nicht die Stimmung wider gibt. Aber schlagt mich nicht, wenn mal doch dann ein Bild dazwischen ist, was eher hell und pastellig ist. Dabei versuche ich auch die Farben so einigermaßen farbgetreu wiederzugeben. Zu entsättigt und zu braun mag ich es nicht. Ich entscheide nach Gefühl, worauf ich bei diesem speziellen Bild Lust habe und ich entscheide auch nach Gefühl, ob ich dieses spezielle Bild in schwarz-weiß entwickle. Generell gebe ich gerne ein wenig Körnung dazu, gerade bei schwarz-weiß etwas mehr.

Analoger Touch

Meine Bilder sehen nach Film aus, da ich den modernen, glatten kühlen digitalen Look nicht so mag. Ein kleiner analoger Touch verstärkt für mich die Emotionalität eines Bildes. Ich habe ein Faible für das alte Hollywood der 30er-50er Jahre. Wenn sich mir also mal so eine Bildsituation ergibt, versuche ich diesen Effekt in der Bildbearbeitung noch zu verstärken. Oft müssen wir Hochzeitsfotografen mit sehr harten Kontrasten zurechtkommen, das heißt mit sehr harten und dunklen Schatten und Tiefen, sehr harten und weißen Lichtern, ja sogar überstrahlt.  Die Brautpaare möchten nämlich meistens im Hochsommer um die Mittags und Nachmittagszeit ihr Brautpaarshooting haben, obwohl in den Abendstunden viel schöneres Licht und schmeichelnde Bedingungen herrschen. So kommt es, dass die Brautpaarportraits teilweise sehr kontrastreich geraten. Anbei zeige ich euch mal ein paar unterschiedliche Looks, diese könnt ihr mit dem vorher-nachher-Regler vergleichen.

Moderner Look

Farbe

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Wie ihr seht, ist der Vorher Look, der unbearbeitete, ganz blass und farblos. Nach der Bearbeitung eine kräftige Farbe, mehr Kontraste und ein wenig Körnung. Das ist ein Abzug aus der RAW-, der Negativ-Datei. Für dieses Bild habe ich ca. 20 min. gebraucht, um Bildanteile aufzuhellen und andere Abzudunkeln, rot gefrorene Finger, Nase und Ohren abzumildern, Hautunreinheiten zu entfernen, Gesichtshaut zu retuschieren, einen schönen Teint zu kreieren, Zähne zu weißen. Dies ist nur ein aktuelles Beispiel, ein anderes Bild würde wieder anders aussehen. 

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Schwarz-Weiss

Hier habe ich mit Hilfe der integralen Lichtmessmethode auf den Himmel belichtet, um die Lichter nicht auszufressen. Das Histogramm zeigt dann eine ausgewogene Verteilung der Höhen und Tiefen an. Da das Paar dann aber zu Dunkel ist und ich den Hintergrund etwas weniger betonen wollte, habe ich das ganze Bild nachbelichtet, mehr Körnung dazu gegeben, entschärft und die Gesichter aufgehellt. Nun ist der Hintergrund eine eher vage Andeutung und der Focus liegt mehr auf dem Paar im Vordergrund.

Hier habe ich aus der Not eine Tugend gemacht und die harten Kontraste noch verstärkt und etwas Körnung zugegeben. Schatten um die Augen durch Wimpern, Haare und andere Objektschatten ist eben nicht typisch schön. Also kein sogenannter Beauty-Shot. So habe ich diese eben als gestalterisches Mittel eingesetzt und dem Bild so eine eigenwillige Aussagekraft verliehen.

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Die Belichtung bei diesem Tortenbild erfolgte auf die hellste Stelle, die Torte, um die Lichter nicht auszufressen. Die Torte ist ja zum Licht hingewandt, das Kind steht im Schatten, die mögliche Lichtquelle hinter sich. Bei der anschließenden Schwarz-Weiß-Bearbeitung habe ich den Focus auf das Gesicht des Kindes gelegt, um die Freude und Erwartungshaltung des Kindes herauszuarbeiten.

Klassischer Look

Mein klassischer Look ist geprägt von einer matten Tonkurve, wenig Körnung, knackiger Schärfe und guter, satter realer Farbwiedergabe. Vorausschickend muss ich erwähnen, dass ich mich sukzessive von diesem Look verabschiede, da auch meine aktuelle Kamera, die Fuji XT3, vom Sensor und vom Output eher für den modernen- aber gleichzeitig auch analogen- Look geeignet ist. Der Vollständigkeit halber füge ich hier aber trotzdem noch ein paar Bilder ein, da ihr auf meiner Website viel in diesem Look seht.

Farbe

Schwarz-Weiss

Abschluss

Ich hoffe, euch hat mein Artikel zum Thema Bildbearbeitung gefallen. Die Bilder sind immer nur eine Momentaufnahme. Natürlich entwickle ich mich als Fotografin immer weiter, passe ggf. meine Bildbearbeitung wieder an, da man nicht jahrelang immer den selben Look hat. Trends, eigener Geschmack und Fertigkeiten in der Bildbearbeitung entwickeln sich stetig weiter. Seid aber versichert, dass ich auf jeden Fall versuche, dass mein eigener künstlerischer Anspruch und eure Erwartungshaltung an mich im Einklang stehen. Nach der Hochzeit/ dem Shooting entwickle ich immer erst ein paar Beispiele und schicke sie dem Brautpaar zu und hole mir Feedback, ob ich so weitermachen kann. Und was soll ich sagen. Nach über 60 Hochzeiten hat bisher niemand gemeckert und wollte was anderes. 😉

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